SGI Newsletter vom 15.11.2024

Anhörungen zur Bestätigung der designierten Kommissare im Europäischen Parlament
 
Zwischen Montag, dem 4. November, und Dienstag, dem 12. November, wurden die 27 designierten Kommissionsmitglieder von Mitgliedern des Europäischen Parlaments befragt. Diese Anhörungen ermöglichen es dem Europäischen Parlament, die Eignung jedes Kandidaten für die ihm zugedachten Aufgaben zu prüfen, bevor es entscheidet, ob es die von seinem gewählten Präsidenten vorgeschlagene Zusammensetzung des Kollegiums der Kommissionsmitglieder billigt.

In mehreren Anhörungen wurden mehrere Themen angesprochen, die für die Zukunft der Dienstleistungen von allgemeinem Interesse von Bedeutung sind. Dieser Newsflash konzentriert sich auf diese Kernpunkte.

Bitte beachten Sie, dass zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Newsflashs die Zustimmung zu den sechs designierten Exekutiv-Vizepräsidenten und dem designierten Kommissar Varhelyi noch aussteht. Das Europäische Parlament wird voraussichtlich diese Woche darüber entscheiden, ob das Kollegium der Kommissare als Ganzes während der November-Plenarsitzung des Europäischen Parlaments (25.-28. November) zur Abstimmung gestellt wird.

Wichtige Erkenntnisse aus den Anhörungen der Kommissare zu den Themen Vereinfachung, öffentliches Auftragswesen und Clean Industrial Deal

Während der Anhörungen des designierten Kommissars Dombrovskis und der designierten EVP-Kommissare Séjourné und Fitto wurden mehrere Themen angesprochen, die für die Aktivitäten des Internal Market Board von SGI Europe relevant sind.

Zunächst wurde bei der Anhörung von Valdis Dombrovskis, dem designierten Kommissar für Wirtschaft und Produktivität, Umsetzung und Vereinfachung, am 7. November ein starker Fokus auf die Vereinfachung und Verringerung des Verwaltungsaufwands gelegt. Bei dieser Gelegenheit erinnerte Herr Dombrovskis daran, dass Vereinfachung nicht Deregulierung bedeutet, sondern stattdessen auf die Verbesserung der Gesetzgebung und ihrer Umsetzung abzielen sollte. Er betonte auch, dass die Stärkung des Zusammenhalts und die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit kein Widerspruch sei, und argumentierte, dass es notwendig sei, das richtige Gleichgewicht zwischen beiden zu finden.

Am Dienstag, den 12.11, erklärte Stéphane Séjourné, designierter geschäftsführender Vizepräsident für Wohlstand und Industriestrategie, dass der Clean Industrial Deal Anfang 2025 erwartet werden sollte und auf dem Net-Zero Industry Act und dem Critical Raw Materials Act aufbauen sollte. Er sollte in erster Linie einen sektoralen Ansatz verfolgen, mit speziellen Aktionsplänen für verschiedene „High Impact“-Sektoren, die nach Konsultationen mit den Interessengruppen entwickelt werden sollten. In Bezug auf das öffentliche Beschaffungswesen bestätigte Herr Séjourné, dass Ende 2024 eine erweiterte öffentliche Konsultation (unter ausdrücklicher Einbeziehung der lokalen und regionalen Behörden) stattfinden wird, wobei ein Legislativvorschlag für 2026 geplant ist.

Raffaele Fitto, designierter geschäftsführender Vizepräsident für Kohäsion und Reformen, betonte seinerseits, dass Wettbewerbsfähigkeit nicht ohne Zusammenhalt erreicht werden kann, der im Mittelpunkt der EU-Integration steht. Er verwies auch ausdrücklich auf die von Enrico Letta geprägte „Freedom to stay“ oder „Freiheit zu bleiben“ und die Notwendigkeit, sicherzustellen, dass die Bürger in allen EU-Regionen Zugang zu Arbeitsplätzen und Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in ihrer Heimatregion haben.

In Bezug auf die künftige Arbeit an der Kreislaufwirtschaft bekräftigte Teresa Ribera, designierte Exekutiv-Vizepräsidentin für den sauberen, gerechten und wettbewerbsfähigen Übergang, dass die Schaffung eines Marktes für zirkuläre und biobasierte Produkte eine Priorität sei.

Kontakt: Ruben Sansom
Anhörung von Roxana Minzatu, designierte Exekutiv-Vizepräsidentin für Menschen, Kompetenzen und Vorsorge

Roxana Minzatu, designierte Exekutiv-Vizepräsidentin für Menschen, Kompetenzen und Vorsorge, beantwortete am 12. November während einer dreistündigen Anhörung die Fragen der Mitglieder der Ausschüsse EMPL, CULT, FEMM und LIBE des Europäischen Parlaments.

Während ihrer Anhörung erklärte Roxana Minzatu, dass der Fahrplan für hochwertige Arbeitsplätze ganz oben auf ihrer Agenda stehen werde. Obwohl sie keine genauen Einzelheiten zum Inhalt der Initiative nannte, erinnerte Frau Minzatu an die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern. Sie erwähnte auch, dass ein EU-Ansatz für KI am Arbeitsplatz und das Recht auf Nichterreichbarkeit entscheidende Themen für den künftigen Fahrplan seien.

Die designierte Vizepräsidentin teilte außerdem mit, dass sie die zweite Phase der Konsultation der Sozialpartner zu Telearbeit und dem Recht auf Nichterreichbarkeit einleiten werde. Sie wies auch darauf hin, dass dies sehr bald nach dem Amtsantritt der neuen Kommission geschehen werde und dass das Hauptziel der künftigen Initiative darin bestehen sollte, dass Arbeitnehmer „offline und online die gleichen Rechte haben“.

Frau Minzatu machte deutlich, dass ihr allgemeiner Ansatz in Bezug auf die Sozialgesetzgebung zunächst darin bestehen würde, eine Bestandsaufnahme der bestehenden Initiativen auf EU- und nationaler Ebene vorzunehmen, bevor weitere EU-Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Sie ging insbesondere auf die Fragen eines neuen europäischen Instruments für psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz und einer neuen Initiative für Mindestlohnsysteme ein.

Kontakt: Guillaume Afellat
Die designierte EVP Roxana Mînzatu (Menschen, Fähigkeiten und Vorsorge) während ihrer Anhörung zur Bestätigung (Quelle: EC – Audiovisueller Dienst)
Höhepunkte der Anhörungen der Europäischen Kommission: Schwerpunkt Klima- und Umweltfragen

Die designierten Kommissionsmitglieder Jessika Roswall (Umwelt, Wasserresilienz und wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft) und Wopke Hoekstra (Klima, Netto-Null und sauberes Wachstum) beantworteten die Fragen von Mitgliedern des Europäischen Parlaments zu den Plänen der nächsten Europäischen Kommission im Bereich Klima und Umwelt.

Während ihrer Anhörung am 6. November vor den Abgeordneten des ENVI-Ausschusses betonte Jessika Roswall, dass sie sich auf die Förderung des Green Deal der EU konzentrieren wolle, wobei sie den Schwerpunkt auf die Kreislaufwirtschaft und eine bessere Nutzung und Funktionsweise eines Marktes für wiederverwertbare Materialien legte. Sie kündigte außerdem an, dass die Kommission beabsichtige, eine Initiative im Rahmen des Pakets für die chemische Industrie zu veröffentlichen und REACH zu modernisieren. Sie erläuterte ebenfalls die Verwendung von PFAS in Verbraucher- und Industrieprodukten und stellte Pläne zur Vereinfachung und Beschleunigung der Ersetzung gefährlicher Chemikalien vor. Sie bestätigte auch, dass die Water Resilience Initiative eine Priorität sein werde, mit einem Source-to-Sea-Ansatz, um den Zugang zu Wasser zu gewährleisten und eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen.

Am 7. November wurde Wopke Hoekstra von den Abgeordneten der Ausschüsse ENVI, ITRE und ECON bestätigt. Während seiner Anhörung erläuterte er die Prioritäten für die Klimaziele der EU, darunter die Verpflichtung zu einer Emissionsreduzierung um 90 % bis 2040. Er erörterte auch anstehende politische Maßnahmen, wie seinen Beitrag zum Clean Industrial Deal, den Einsatz von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung und die Zukunft der Ausweitung des Emissionshandelssystems. Er hob mehrere Bausteine seiner Maßnahmen hervor, darunter die Unterstützung der industriellen Dekarbonisierung, die Ermöglichung des Zugangs zu ausreichender und erschwinglicher Energie für die Industrie, die Förderung sauberer Technologien, die Schaffung von Investitionsanreizen und die Förderung von Kompetenzen. Herr Hoekstra betonte auch, dass negative Emissionen für die Erreichung der Netto-Null-Ziele von entscheidender Bedeutung sein werden, und versprach, ihre Einbeziehung in das Klimainstrumentarium der EU weiter zu prüfen.

Kontakt: Henriette Gleau

Schwerpunkt auf den in den Anhörungen behandelten Themen Verkehr, Energie und Wohnungswesen

Sowohl Apostolos Tzitzikostas, designierter Kommissar für nachhaltigen Verkehr und Tourismus, als auch Dan Jørgensen, designierter Kommissar für Energie und Wohnungswesen, haben in ihren jeweiligen Anhörungen betont, wie wichtig es ist, den bestehenden EU-Rechtsbestand umzusetzen, einschließlich des Green Deal der EU, des Fit-for-55-Pakets und des Pakets für nachhaltige Mobilität.
Am 4. November bestätigten die Abgeordneten des TRAN-Ausschusses Apostolos Tzitzikostas als designierten Kommissar für nachhaltigen Verkehr und Tourismus. Während der dreistündigen Sitzung betonte Herr Tzitzikostas sein Engagement für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des EU-Verkehrssektors bei gleichzeitiger Förderung des ökologischen und digitalen Wandels. Er betonte auch die Notwendigkeit, das TEN-V-Netz zu vervollständigen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Er versprach, 2025 einen Investitionsplan für nachhaltigen Verkehr (STIP) vorzulegen. Er verpflichtete sich, eine Verkehrsverlagerung durch verbesserte Hochgeschwindigkeitsverbindungen in der gesamten EU und die Einführung eines digitalen Buchungssystems für den Schienenverkehr zu unterstützen.

Ebenso am 4. November stellte Dan Jørgensen seine Vision zu Energie und Wohnungswesen mehreren EU-Ausschüssen vor, darunter ITRE und EMPL. Herr Jørgensen betonte insbesondere kritische Handlungsfelder wie Energiearmut, Investitionen in erneuerbare Energien und Zugang zu Wohnraum.

Er wies auf die dringende Notwendigkeit hin, die hohen Energiekosten anzugehen und Reformen zur Unterstützung schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen vorzuschlagen. Er erkannte die unterschiedlichen Energiemixe der Mitgliedstaaten an und forderte einen ausgewogenen, technologieneutralen Ansatz. Herr Jørgensen zeigte Verständnis für die Notwendigkeit, sich auf die Umsetzung des FF55-Pakets zu konzentrieren, äußerte jedoch auch seine Bereitschaft, die Gestaltung des Strommarktes zu ändern, einschließlich der möglichen Entkopplung der Strompreise von den Preisen für fossile Brennstoffe. In Bezug auf den Wohnungsbau gab der designierte Kommissar Jørgensen an, dass der Plan für bezahlbaren Wohnraum nach Konsultationen mit den Interessengruppen ausgearbeitet werden und sich auf den Bau, Investitionen und die Weiterbildung von Arbeitnehmern konzentrieren soll. Er betonte auch, dass die finanzielle Unterstützung für den Sektor über die „am stärksten gefährdeten Gruppen“ hinausgehen könnte, die derzeit durch den sozialen Wohnungsbau abgedeckt sind; er erinnerte jedoch daran, dass der Wohnungsmarkt als Ganzes nicht verzerrt werden sollte.

Kontakt: Henriette Gleau